Herbstkonferenz 2025: Mehr Flexibilität und Selbstständigkeit durch Blended Learning

Wenn sich Lernende bereits vorgängig mit dem Stoff beschäftigt haben, können Präsenzveranstaltungen effizienter genutzt werden. Digitale Technologien ermöglichen den BM-Lernenden und Studierenden zudem mehr Flexibilität. An der BMFH-Herbstkonferenz wurde anhand von praktischen Beispielen gezeigt, wie die Lernform Blended Learning im Unterricht erfolgreich eingesetzt werden kann.

Bereits vor der Veranstaltung erhielten die angemeldeten BM-Lehrpersonen und ZHAW-Dozierenden einen QR-Code zugeschickt, der zu einem Einführungsvideo führte. Nach dem Anschauen konnten sie anhand von fünf Multiple-Choice-Fragen prüfen, wie gut sie die Inhalte verstanden hatten. Am Anlass selbst wurden diese nochmals aufgegriffen und zur Nachbearbeitung folgte eine Empfehlung für zwei digital verfügbare Vertiefungen. Der Ablauf demonstriert das diesjährige Thema der BMFH-Herbstkonferenz 2025, die Ende Oktober im Volkartgebäude an der ZHAW in Winterthur stattfand: Blended Learning.

Vor der Plenumsveranstaltung konnten sich die rund 160 Teilnehmenden in Fachkonferenzen je nach Interesse mit spezifischen Aspekten auseinandersetzen – etwa mit der sich verändernden Vermittlung von Kompetenzen im Zeitalter von KI oder mit der Förderung von überfachlichen Kompetenzen durch neue Lernformen.

Gute Struktur und Guidance nötig

Im Input-Referat wies Daniel Steingruber vom Zentrum für Innovative Didaktik der ZHAW School of Management and Law darauf hin, dass flexible Studienmodelle besser mit Arbeit, Freizeit oder Familie vereinbar sind. Das steigere die Motivation. „Eine Reduktion der Präsenzzeit führt nicht per se zu schlechteren Lernergebnissen.“ Wichtig sei aber eine enge Verzahnung von asynchronen und synchronen Lehr- und Lernformen. „Es braucht eine Struktur mit guter Guidance, aktivierenden, portionierten Lernaufgaben, Präsenz der Lehrperson und rechtzeitigem Feedback zum Lernprozess“, führte der Dozent für Betriebswirtschaftslehre aus. Dies bedinge einen Rollenwechsel bei den Dozierenden – von der „Rampensau“ zum Coach.

Co-Referent Tan Birlesik von der Berufsfachschule Uster erläuterte die innovative Lernform anhand von Good-Practice-Beispielen. Bei der Einführung in die Buchhaltung des Warenhandelbetriebs arbeitet der Lehrer für Finanz- und Rechnungswesen etwa mit dem Fallbeispiel eines Getränkeladens, das er auf der interaktiven Lernplattform Moodle aufschaltet. Die Lernenden müssen zuerst eine Aufgabe lösen, bei der sie Rechnung und Transportkosten für die Getränkelieferung korrekt verbuchen. „Sie kommen erst weiter, wenn die Bestehensgrenze erreicht ist“, erklärte Birlesik. „Beim zweiten Versuch gibt es neue Fragen, damit man sich nicht einfach durchklicken kann, ohne sich vorher mit dem Stoff zu befassen.“ In der Präsenzveranstaltung bespreche er dann jeweils nur noch die wichtigsten Fragen. „So sparen wir Zeit.“

Lernende schätzen Flexibilität

Im anschliessenden Podium bestätigten fünf Lernende und Studierende die Vorteile von Blended Learning. „Ich schätze es, dass ich die Zeit frei einteilen kann“, sagte die Medizinische Praxisassistentin Janina Meili, welche die BM2GO in Uster absolviert. „Wenn ich einmal krank bin, würde ich im Präsenzunterricht viel verpassen.“ KV-Absolvent und BM2GO-Lernender Marco Sulser ergänzte: „So kann ich selbstständig arbeiten und Aspekte vertiefen, die ich noch nicht ganz verstehe.“ Alleingelassen fühle sie sich nicht, fügte ZHAW-Kommunikationsstudentin Nora Vollenweider hinzu. „Bei Fragen sind die Dozierenden über verschiedene Kanäle erreichbar.“

Dora Fitzli, Generalsekretärin der ZHAW, freute sich in ihrer Ansprache darüber, dass sich die Plattform BMFH seit ihrer Gründung vor sieben Jahren weiterentwickelt und etabliert habe. „Wir leisten einen wichtigen Beitrag zur Durchlässigkeit zwischen Berufsmaturitätsschulen und Hochschulen.“ Fitzli wies zudem auf einen neuen Call und gelungene Projekte des BMFH-Förderprogramms im Rahmen der Digitalisierungsinitiative der Züricher Hochschulen hin. Erfreulich sei auch wie erste BM-Lernende ihre IDPA (Interdisziplinäre Projektarbeit) in Zusammenarbeit mit der ZHAW erstellt haben. An der Herbstkonferenz erzählten zwei ehemalige BM-Lernende, ihr Betreuer sowie ein ZHAW-Dozent von ihren wertvollen Erfahrungen.

Digitalisierung: ja, aber mit Bedacht

Bildungsdirektorin Silvia Steiner plädierte in ihrem Grusswort für einen dosierten Umgang mit digitalen Technologien. „Mir wurde schon vorgeworfen, wir seien zu langsam unterwegs.“ In Filmen aus Dänemark habe sie gesehen, wie vor nur mit einem Tablet bestückten Pulten unterrichtet wurde. Dort habe das Pendel unterdessen wieder zurückgeschlagen, führte die Regierungsrätin aus. Sie ist überzeugt: „Ein behutsames Vorgehen zahlt sich aus.“

Mit diesem Votum sprach sie einigen Teilnehmenden aus der Seele. „Anregende Lernformen sind auch ohne digitale Technologien möglich“, äusserte sich Berufsschullehrerin Renata Suter beim anschliessenden Apéro. Die Deutschlehrerin hält das Erstellen digitaler Unterrichtsmaterialien für aufwändig und setzt für die Vor- und Nachbereitung des Stoffes lieber auf analoge Hausaufgaben. ZHAW-Englischdozent Jakab Kaufmann dagegen arbeitet bereits regelmässig mit dem Ansatz. „Es war spannend zu hören, wie es andere machen. Ich überlege mir, künftig noch mehr Videos einzubauen.“

Bericht: Andrea Söldi Bericht als PDF herunterladen

Präsentation Praxis-Input: Tan Birlesik & Daniel Steingruber  Blended Learning – Good Practice Beispiele 

 

Bilder: BMFH Herbstkonferenz 2025, ©Gian Vaitl