Herbstkonferenz 2024: BMFH fördert durchlässiges Bildungssystem – mit strukturellen und regionalen Herausforderungen
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Wie kann ChatGPT bei der Lektionsplanung unterstützen? Welche Bedeutung hat BookTok für den Deutschunterricht? An der Herbstkonferenz 2024 der Plattform BMFH werden viele praktische Ansätze ausgetauscht – stets mit dem übergeordneten Ziel, den Übergang von der Berufsmaturität an die Fachhochschule zu erleichtern.
Eröffnet wurde der Anlass durch den Gastgeber der diesjährigen BFMH-Herbstkonferenz und Rektor der Berufsfachschule Uster, Otto Schlosser. Er sprach vor rund 120 Gästen, zu denen auch Bildungsdirektorin Silvia Steiner zählte. Sie thematisierte in ihrem Grusswort die grosse Frage des Abends: «Was trägt die BM zur Durchlässigkeit im Bildungssystem bei?» Seitens BMFH begrüsste Dora Fitzli, Generalsekretärin der ZHAW, die Anwesenden und beleuchtete die erfreuliche Entwicklung der Plattform BMFH im vergangenen Jahr.
Stärkere Vernetzung gewünscht
Miriam Hänni von der Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung zeigte in ihrem Inputreferat die Entwicklung der BM über die letzten Jahrzehnte auf. Heute besitzen 16 % der 21-Jährigen eine BM, wovon 60 % ein Fachhochschulstudium beginnen. «Die Unterschiede zwischen den Berufsgruppen und den Kantonen ist aber riesig», stellte Hänni klar. So schliessen beispielweise zwei Drittel aller Elektronikerinnen und Elektroniker EFZ während oder nach der Lehre die BM ab, während es bei den Logistikerinnen und Logistikern EFZ lediglich 3 % sind. Auch regional bestehen grosse Ungleichheiten: Im Kanton Tessin ist der Anteil junger Erwachsener mit einer Berufsmaturität etwa doppelt so hoch wie im Kanton Uri (Studie EHB).
Die Berufsmaturität (BM) sieht sich mit vielen Erwartungen konfrontiert, wie Miriam Hänni erklärte: «Die BM soll soziale Ungleichheiten in der Bildung ausgleichen, ihre Lernenden optimal vorbereitet an die Fachhochschule (FH) übergeben, den Fachkräftemangel bekämpfen – und nicht zuletzt die Durchlässigkeit im Bildungssystem erhöhen.» Das beinhalte auch Neuorientierungen über die Fachbereiche und Bildungsstufen hinweg, welche zunehmende Wichtigkeit bekommen.
FH-Dozierende unterstützen BM-Absolvierende
Diese gewünschte Durchlässigkeit wird derzeit unter anderem im Rahmen des Pilotprojektes «IDPA mit der BMFH» ausgebaut: Mitarbeitende der ZHAW unterstützen BM-Absolvierende in ihrer Abschlussarbeit – ein weiteres Instrument, um den Weg an die FH zu ebnen.
Ein praxisnaher Allrounder
In einer anschliessenden Podiumsdiskussion gaben BM-Lernende und ZHAW-Studierende Einblick in ihre Bildungsbiografien. Durchs Band waren sich alle einig: Die hohe Flexibilität und die vielen Anschlussmöglichkeiten der BM werden sehr geschätzt. «Ausserdem merke ich im Studium, dass ich eine andere Herangehensweise habe und praktischer veranlagt bin als gewisse Kommilitoninnen mit gymnasialer Matur», führte Miriam Bollhalder, Bachelorstudentin der School of Engineering, fort. Aus ihrer Sicht gelinge der Übertritt von der BM zur FH sehr gut, was zustimmendes Kopfnicken in der Runde erhielt. Das bestätigen die Zahlen: Seit über zehn Jahren haben zwei Drittel aller ZHAW-Bachelorstudierenden einen BM-Background.
#BookTok und @ChatGPT
Zuletzt gaben die Fach- und Themengruppen ihre Erkenntnisse aus den letzten Jahren im Rahmen von fünf verschiedenen Workshops weiter. So erklärte zum Beispiel eine BookTokerin, wie die Lesekompetenz junger Erwachsener mittels Einsatzes von BookTok (abgeleitet von TikTok) gefördert werden kann. Oder: Wie sollte ChatGPT zum Gestalten von Unterrichtslektionen eingesetzt werden oder Lernende beim Erstellen von Präsentationen unterstützen?
Diese Austausche geschahen fernab von trockenen Theorieblöcken – die praktische Prägung der BM respektive FH war während des ganzen Abends spürbar. So fanden lebendige Diskussionen zwischen BM-Lernenden und ZHAW-Studierenden, Fachpersonen, BM-Lehrpersonen und ZHAW-Dozierenden statt.
Anstossen und weiterdiskutieren
Während die Teilnehmenden den Abend beim Apéro ausklingen liessen, tauschten sie sich weiter über die Inhalte der Konferenz aus – trotz Ende des offiziellen Programms. Dora Fitzli, Vertreterin der BMFH, strahlte: «Das ist natürlich sowieso das schönste Feedback, das wir bekommen können.»
Bericht: Stefanie Käser Bericht als PDF herunterladen
Referat Präsentation Miriam Hänni, EHB
Bilder: BMFH Herbstkonferenz 2024, Bildungszentrum Uster, ©Gian Vaitl