Plattform «BMFH» aus der Taufe gehoben

Die Plattform Berufsmaturität–Fachhochschule (BMFH) will den institutionalisierten Austausch zwischen den Berufsmaturitätsschulen und den Fachhochschulen in Gang bringen. Um den Dialog zu initiieren, fand am 22. Oktober 2018 an der ZHAW in Winterthur die Kick-off-Veranstaltung statt. Rund 120 Vertreterinnen und Vertreter der beiden Bildungsstufen nahmen daran teil.

Übergänge zwischen Bildungsstufen sind herausfordernd. Wer die Brücke zwischen Berufsmaturität und Hochschule überquert, braucht Vertrauen in die eigene Trittsicherheit und Vertrauen in die Brückenbauer.

In ihrer Begrüssungsrede unterstrich die Bildungsdirektorin, Frau Regierungsrätin Steiner, die Bedeutung der Plattform BMFH. Verschiedene Bildungsstufen seien zu vernetzen, damit die Kontinuität innerhalb des Bildungssystems gewahrt bleibt und der Übergang an die Fachhochschulen (FH) sich möglichst reibungslos gestaltet. Der Übertritt an die FH hat den Inhaberinnen und Inhabern eines Berufsmaturitätszeugnisses eine faire Chance auf Erfolg im Studium zu bieten. Damit die Schnittstelle zur Nahtstelle werde, seien Diskussionen auf Augenhöhe und mit gegenseitiger Akzeptanz der Lehrenden der verschiedenen Bildungsstufen notwendig. Zum «Start in eine neue Ära der Zusammenarbeit» rief Bildungsdirektorin Silvia Steiner auf.

Die Wichtigkeit der Plattform hoben auch die drei Mitglieder des Steuerungsausschusses der Plattform hervor: Der Rektor der ZHAW, Jean-Marc Piveteau, betonte, dass die bestehenden informellen Verknüpfungen institutionalisiert werden sollen, dass persönliche Vernetzungen zwischen den Lehrenden eine vertiefte Zusammenarbeit ermöglichen. Niklaus Schatzmann, Amtschef Mittelschul- und Berufsbildungsamt, erhofft sich eine Stärkung der Berufsmaturität. Neben der Lehre und dem gymnasialen Weg gibt es einen dritten Weg, nämlich die Lehre mit Berufsmaturität. Die Plattform strahle auch auf die Organisationen der Arbeitswelt und die Betriebe aus und trage so zur Stärkung der Berufsmaturität bei. Kurt Eisenbart, Präsident der Konferenz der Rektorinnen und Rektoren der Berufsfachschulen, wies auf die Einbettung der Berufsmaturität in die Berufsbildung hin.

Dora Fitzli, ZHAW, stellte in ihrem Referat Kernaussagen verschiedener Studien zur Studierfähigkeit der BM-Absolventen/-innen vor. Eindrücklich ist das Wachstum der Berufsmaturität und der Fachhochschulen in den letzten zwanzig Jahren. Gleichzeitig ist die Berufsmaturität (BM) der wichtigste Zulassungsausweis für die Fachhochschulen. So ist der Anteil der Studierenden an der ZHAW mit einer Berufsmaturität als Zulassungsausweis von 56% im Jahre 2008 auf 69% im Jahre 2017 gestiegen. Studierende mit einer BM als Zulassungsausweis sind an den Fachhochschulen erfolgreich. Dies zeigen die hohen Erfolgsquoten nach einem Jahr. Und doch ist nicht alles eitel Sonnenschein. Viele Studierende besuchen einen kostenpflichtigen Vorbereitungskurs an der Fachhochschule. Reicht also die BM alleine doch nicht aus? In einzelnen Fächern, die von den Studierenden als wichtig eingestuft wurden, fällt die Selbsteinschätzung der Studierenden teilweise kritisch aus und weist auf Lücken hin.

Menschen hinter den Zahlen kamen anschliessend auf dem Podium zu Wort: drei Studierende in Bachelorstudiengängen, eine Dozierende der ZHAW sowie zwei Lehrpersonen von Berufsmaturitätsschulen. Das Podiumsgespräch zeigte einerseits die vielfältigen Bildungsbiografien der Studierenden, aber auch die Herausforderungen beim Übergang auf eine neue Bildungsstufe. Ein Beispiel für die Vielfalt ist der Weg einer Studierenden von einer beruflichen Grundbildung mit der BM gestalterischer Richtung zum Studiengang als Hebamme. Insgesamt fühlten sich die drei Studierenden mit einer BM gut auf ein Studium an der FH vorbereitet, doch sie wiesen zusätzlich auf die Wichtigkeit der persönlichen Motivation und Eigeninitiative hin. Eine Nachtschicht reiche vielleicht einmal, wenn eine Prüfung während der Berufsmaturität anstehe, während des Studiums an der Fachhochschule müsse man aber stetig dranbleiben und Lücken sofort schliessen, meinte eine Studierende. Die Vernetzung und das gegenseitige Verständnis auf der fachlichen Ebene sind für die Lehrenden wichtig und sollen ausgebaut werden. Ebenso sei es bedeutsam, dass Studierende bereit seien, Verantwortung für das eigene Lernen zu übernehmen.

Der anschliessende Apéro wurde von Lehrpersonen und Dozierenden rege genutzt, um Kontakte zu knüpfen. Der Anlass war Anstoss für Teilnehmende beider Bildungsstufen an der Nahtstelle mitzuarbeiten. Der Wille der Lehrpersonen und Dozierenden wurde direkt sichtbar, indem sich bereits rund 30 Mitwirkende für die Fachgruppen Mathematik, Deutsch und Englisch sowie für die Themengruppe Studierfähigkeit meldeten. Eine Fachgruppe Wirtschaft ist in Planung.

Verfasser:
Hans Stadelmann, Beauftragter Berufsmaturität, Ausstellungsstrasse 80, 8090 Zürich
Telefon 043 259 78 19, hans.stadelmann@mba.zh.ch

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